Wirtschaft
Prime Video zeigt nun bis zu sechs Minuten Werbung pro Stunde. Der globale Streaming-Riese Amazon schreitet weiter voran bei der Umwandlung von Prime Video in eine echte Werbeplattform. Nur wenige Monate nachdem die Firma den Nutzern ohne Preisreduktion Werbung aufgezwungen hat, erhöhte sie subtil die Dauer der Werbepausen. Jetzt sehen Benutzer zwischen vier und sechs Minuten Werbung pro Stunde, gegenüber 2 bis 3,5 Minuten bei der Einführung des Formats im Januar 2024. Diese Entwicklung, enthüllt durch Adweek, wurde von mehreren Werbeverkäufern bestätigt, die einen E-Mail-Text von Amazon erhielten, in dem „die Werbelastung schrittweise gestiegen“ sei und nun dieses neue Niveau erreiche. Amazon hat den Änderungsprozess nicht öffentlich kommuniziert, sondern ihn stattdessen an ihre kommerziellen Partner weitergeleitet, während sie betonte, dass ihr Hauptziel weiterhin darin bestehe, die „Werbenerfahrung zu verbessern“.
Amazon hatte bereits 2024 angekündigt, den Werbeaufwand langfristig zu steigern. Ziel: mehr Werbeverfügbarkeit für Vermarkter schaffen, das Interesse von Werbetreibenden stärken und ein Gleichgewicht mit anderen Plattformen erreichen. Prime Video folgt damit dem Beispiel der sogenannten „Premium-Dienste“ wie Hulu oder Paramount+, ohne jedoch die Niveaus traditioneller Kanäle zu erreichen, bei denen Werbung bis zu 13 bis 16 Minuten pro Stunde betragen kann.
Diese Steigerung könnte dazu führen, dass die Kosten pro tausend Impressionen (CPM) sinken und das Kaufverhalten für Werbungen im großen Maßstab erleichtert wird. Die Käufer begrüßen die Möglichkeit, mehr Vermarktungsfläche in einem gebideten Umfeld zu nutzen, was die Plattform für Werbetreibende attraktiver machen könnte. Zudem entwickelt Amazon leistungsstarke Tools wie private Auktionen, den Amazon Marketing Cloud oder Publisher Cloud und positioniert Prime Video somit als echte Werbeagentur.
Doch kritische Stimmen erheben sich. Einige Branchenexperten weisen auf die Grenzen der Leistungsmessung von Prime Video hin, die auf das Amazon-Ökosystem beschränkt bleibt, was Vergleiche mit anderen Plattformen erschwert. Andere fürchten, dass eine zu große Werbelastung zu einem Gefühl der Erschöpfung bei den Zuschauern führen könnte und somit die Engagement-Raten sowie die Effektivität der Kampagnen sinken könnten.
Amazon setzt auf hohes Risiko: Mehr als 150 Millionen Nutzer sind nun Werbung auf Prime Video ausgesetzt, und das Unternehmen will diese Zielgruppe optimal nutzen. Doch es muss weiterhin zwischen Werbeeinnahmen, Benutzerzufriedenheit und Ergebnissen für Werbetreibende balancieren. Schließlich könnten bei schwachen Leistungen auch die Budgets in die gleiche Richtung abwärts gehen.